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  Aus der Chronik    
     
  Schrift: Sütterlin  
   
  Seit 1867 wird die Chronik der Schule Göhl (Goel)- größtenteils handschriftlich und lange Zeit in Sütterlinschrift - geführt.
Einen Auszug interessanter Eintragungen haben wir hier niedergeschrieben.
 
       
           
    1867 "kam Lehrer Fr. Hansen, nicht seminaristisch vorgebildet."
Dorfschule 1848
Gemälde von Albert Anker:" Dorfschule 1848"
 
    1873 1 Klasse mit 54 Kindern in der Schule Goel  
    1889 Masern: Die Schule musste für 3 Monate geschlossen werden.  
    1891 In zahlreichen Familien herrscht die „Diphterithis“. Die Schule musste deswegen vom 1.-9. November geschlossen werden. Vom 1.-21. November und vom 5. Dezember bis Weihnachten waren die Kinder von Kremsdorf aus denselben Gründen vom Unterricht ausgeschlossen. Es starben an „Diphtheritis“ 2 Erwachsene und 1 Schüler aus Schwelbek.
 
       
   
Eintragung 1902: „Im Sommer 1902 war es verhältnismäßig kalt und sehr feucht. Es regnete fast jeden Tag. Wirklich warme Sommertage gab es nur 5-6. Das Korn wurde sehr spät reif. Anfang Oktober war die Ernte an vielen Stellen noch nicht beendet.“
 
    1905 79 Kinder  
    1915 Lehrer Koppe wird zum Kriegsdienst eingezogen. Deshalb muss der Unterricht auf fast die halbe Zeit reduziert werden. In der jetzt vielen freien Zeit finden die größeren Knaben Beschäftigung in der Landwirtschaft, um manchen Groschen zum Unterhalt ihrer Familien mit zu erwerben, denn die meisten Familienväter dienen dem Staat.  
       
    1916-1918 1. Weltkrieg: Im Dorf arbeiten in der Landwirtschaft Kriegsgefangene
- 16 Russen und 10 Franzosen -
 
    1917 55 Kinder  
    1918 Der Lehrer Koppe kommt nach 3 Jahren Kriegsdienst wieder in die Schule.
 
   
Die Sommerferien lagen damals immer im August wegen der Mithilfe der Kinder bei der Ernte.
 
    1919 Wegen einer Grippeepidemie wird die Schule vorübergehend geschlossen.
52 Kinder (24 Knaben und 28 Mädchen)
 
    1921 Das 1. Kindervogelschießen: „Auf Wunsch der Eltern wird ein Schulfest abgehalten mit Musik und Tanz, welches sich zu einer Art Volksfest ausgebildet hat.“
 
      Der Lehrer bekommt alle 8 Tage Geld, es reicht aber kaum, um ein Brot zu kaufen. Das Geld muss sofort in reale Werte umgesetzt werden, sonst ist es am nächsten Tage entwertet. Die Produkte der Landwirtschaft werden mit ungeheuren Summen bezahlt. Der Zahlengebrauch von Millionen, Milliarden und Billionen ist jedem, auch dem einfachen Manne, geläufig. Niemand hat für etwas anderes Interesse, als für des Leibes Notdurft und Nahrung zu sorgen.
 
    1924 51 Kinder: 26 Mädchen und 25 Jungen.
 
    1926 Die Mädchen erringen überlegen im Endkampf mit der Volksschule Burg auf Fehmarn im Faustball die Kreismeisterschaft mit 76:56. Auch im Tamburinball-Endkampf mit der Volksschule Grube bleiben die Göhler Mädchen mit 45:44 Sieger und erhalten auf diese Weise die Kreismeisterschaft.
 
    1927 Gesetz über die Schulpflicht wird eingeführt. Im Juli erkranken mehr als 20 Kinder an Masern.
 
    1931 Wegen Masern und Grippe wird die Schule geschlossen.
 
    1932 Im Dorf sind einige Leute arbeitslos (außer in der Erntezeit).
 
    1936 65 Kinder  
    1938 In den Sommerferien arbeiten 20 Schüler mit dem Lehrer 7 Tage lang bei der Flachsernte. 10-15 Reichsmark verdiente jedes Kind. Für das Geld machten sie einen Ausflug nach Hamburg (Hafen, Tierpark).
 
   
Inzwischen gab es 2 Lehrer und 2 Klassen (Unter- und Oberstufe). Die Klassen wurden nacheinander im einzigen Klassenraum (im Lehrerhaus) unterrichtet. Also gab es vormittags für die einen, nachmittags für die anderen Unterricht. Lehrer Koppe berichtet davon, dass viele Kinder in den Ferien arbeiten und das Geld sparen.
 
    1939 72 Kinder
Neubau der Schule: unten 2 Klassen, oben Büro der Gemeinde.
 
      Die Sommerferien werden um eine Woche verlängert, damit die Kinder bei der Ernte helfen können. 2. Weltkrieg: Kleidung und Schuhe gibt es auf Bezugsschein.
 
    1940 Lehrer Koppe unterrichtet alle Kinder allein. Die Lehrerin Frl. Bolten wird vorübergehend an eine andere Schule versetzt. Junge Lehrer müssen Kriegsdienst leisten.
 
    1942 Die Schule wird wieder zweiklassig.
 
    1943 72 Schüler; die Schüler müssen die wegen des Krieges fehlenden Arbeiter ersetzen und - teilweise auch während der Schulzeit - auf den Feldern arbeiten.
Schüler und Lehrer sammeln Heilkräuter:

20 kg Kamille, 15 kg Spitzwegerich, 10 kg Gänsefingerkraut

 
    1946 44 Kinder eingeschult. Neuer Schulleiter wird August Papke. Amtsvorgänger Albrecht Koppe muss die Schule nach 40 Jahren verlassen.
162 Schüler insgesamt:
66 Einheimische,
96 Flüchtlingskinder.
Aus Pommern kommt ein Flüchtlingstransport mit 250 Personen (darunter 26 Schulkinder).
Schule damals
Volksschule Göhl
 
    1. Juli 1946
Die Schule erhält ein Rundfunkgerät.
   
   
1946: Die Kinder haben keine Tafeln, keine Hefte, keine Bücher. Geschrieben wird auf losen Blättern von Altpapier. Die alten Bücher dürfen nicht benutzt werden; die britische Militärregierung verbietet den Geschichts- und Erdkundeunterricht.
Der Gesundheitszustand der Kinder ist schlecht; sehr viele haben Untergewicht. Die meisten haben kaum Kleidung und keine Schuhe, laufen trotz Kälte im Herbst noch barfuß.
Große Verarmung der Bevölkerung, Unterernährung, Wohnungsnot, kaum Heizmaterial. Im Oktober und Weihnachten erhält jedes Kind 130g Schokolade von der Militärregierung. Der Winter bringt sehr viel Schnee, der über 2 m hoch liegt! Der Eisenbahnverkehr wird eingestellt. Schulausfall: die Weihnachtsferien werden bis zum 3.2.47 verlängert.
Die Gemeinde Göhl hat jetzt 1807 Einwohner (zum Vergleich: 1986 500 Einwohner).
Bürgermeister ist Waldemar Scheef aus Gaarzerfelde.
 
     
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Aktualisiert: 02.09.13
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